Es ist meine erste Adventszeit überhaupt in Südamerika und ich bin gespannt, wie man das hier begeht.
Schon vor einer Woche in Cajamarca hat in den Läden der Verkauf von Weihnachtsartikeln begonnen und die Hauptplätze der Orte im Norden Perus wurden mit Lichtdekoration bestückt - da werden sogar weihnachtsbaumähnliche Gerüste aufgebaut... daneben stehen die Palmen - es ist schon sehr besonders. Aber wie wird Advent gefeiert? Gibt es besondere Bräuche in der Adventszeit wie in Deutschland mit Backen, Basteln, Weihnachtsmarkt und Adventsmusiken?
Nein - das ist ganz klar zu sagen, doch ich bin ja nicht in Peru, um deutsches Brauchtum zu suchen - gar meine erzgebirgischen und vogtländischen Traditionen - ich will wissen, wie macht man es hier.
Advent begeht man in Peru nur in den Kirchgemeinden und in sehr christlichen Familien und dann gibt es dazu auch einen Adventskranz mit den vier Kerzen. Dazu liest man besondere Texte - mehr Advent scheint es nicht zu geben. Ich wohne wieder im Konvent Maria Goretti der Franziskusschwestern in Lima und dort findet der Advent natürlich auch in den Gebetszeiten statt. Die kleine Kapelle ist schon mit einem Adventskranz unter dem Tabernakel geschmückt - ein Spitzentuch in dunklem Lila dekoriert zudem. Im Offizium hier finden sich keine Lieder - generell nicht, dort stehen nur die Texte - aber natürlich wird gesungen - der Hymnus und die Psalmen - heute besonders im mehrstimmigen Gesang und das bewegt mich sehr.
Zudem hatte ich die Aufgabe, die erste Kerze am Adventskranz anzuzünden - was für Vertrauen und Ehre! Zum gemeinsamen Frühstück treffen sich noch einmal alle Schwestern vor einer geschmückten Anrichte mit einem weiteren Adventskranz - noch einmal wird gesungen - und diesmal ist es ein deutsches Lied "wir sagen euch an, die lieben Advent". Diesmal darf Sr. Lini, eine indische Schwester, die Kerze anzünden. Der Frühstückstisch heute ist besonders dekoriert - jeder erhält noch eine Adventskarte und etwas Schokolade. Den in Deutschland üblichen Adventskaffeetisch am Nachmittag gibt es hier nicht - auch gemütliches Kerzenlicht sucht man vergeblich. Hier ist Sommer und die Sonne scheint immer fast 12 Stunden lang. Es gibt also auch eigentlich keinen Grund, die Dunkelheit der Vorweihnachtszeit und die Kälte des Winters wie in Deutschland zu erhellen oder erwärmen - hier sind täglich 20 bis 22 Grad.
Heute findet nebenan im Colegio Maria Goretti, der Schule der Schwestern, noch eine besondere Veranstaltung statt - Missionssonntag wird heute begangen in Form eines Schulfestes. Sr. Janet trägt dafür die Verantwortung. Als Religionslehrerin wollte sie nicht nur Geldspenden einsammeln, sondern einen Tag der Begegnung der Familien organisieren. Dabei sind nicht nur die Schüler aktiv, auch die Eltern und Geschwister der Schüler aller Altersklassen. Auf dem Sportfeld im Innenhof führen alle Klassenstufen kleine Programme mit viel Rythmus und Freude auf. Die Kinder tragen bunte Kostüme, größere Schüler haben sich besondere T-Shirts gestaltet. So ist leicht ersichtlich, wer zu welchem Team gehört. Eltern und größere Geschwister bauen rundum den Schulhof Essenstände auf - der Erlös kommt der Missionsarbeit zugute und es ist dieses gemeinsame Tun, dass diese Spenden so besonders macht.
Da gibt es natürlich Ceviche - ein peruanisches Nationalgericht, Hamburger, Würstchen, Pommes frites und Suppe, Popcorn, Desserts und Eis. So erfindungsreich die Peruaner im Verkaufen sind, so vielfältig sind hier die Angebote. So dauert das Fest stundenlang - es gibt Sprecher, die durchs Programm führen, natürlich mit sehr lauter und mitreißender Musik - rundum wird gegessen und getrunken - alles für einen guten Zweck.
Aber nicht nur die Schüler treten auf und zeigen, was sie können - auch Elternvertreter. Da gibt es Eltern aus der Vorschule, die mit ihrem Merengue, einem sehr körperbetonten Tanz in wunderschönen Kostümen ihr Können zeigen. Eine weitere Elterngruppe stellt den Karneval in Cajamarca nach - und schlussendlich tanzen alle im Hof. Ich mische mich immer wieder unter die Gruppen der Schüler und komme mit Eltern ins Gespräch zu ihren Essensangeboten - lasse mich zu meinem Lieblingsgericht Causa - beschichteter Kartoffelbrei mit Gemüse und Fleisch - und einem Maracuja-Dessert überreden.
Gemeinsames Essen für die Missionsarbeit - nicht nur ein toller Gedanke sondern auch sehr lecker und interessant. Was für ein gelungener Tag! Eine tolle Idee und alle haben sich aktiv eingebracht - Danke für dieses Erlebnis.
Uta Fielitz








