"Hier bin ich!"

Wenn eine Schwester ihre Profess auf Lebenszeit ablegt, ist das ein Fest mit vielen Gästen - wenn nicht gerade eine Pandemie ist. Doch die Alternative war sehr berührend.

Schon vor einem Jahr wollte sich Sr. Veronika auf Lebenszeit an unsere Kongregation binden. Zu diesem Ereignis gehört es, dass viele dabei sind, denn Profess bedeutet, ein öffentliches Versprechen abzulegen. Die große Öffentlichkeit war im letzten Jahr pandemiebedingt nicht möglich. Voll Hoffnung verschoben wir deshalb das Fest um ein Jahr. Nun waren die Regeln aber genauso streng. Die einfache Form, die sich daraus ergab, konzentrierte aufs Wesentliche. Mit wenigen Anwesenden feierten wir mit Schwester Veronika und unserem Erzbischof in unserer Mutterhaus-Kapelle.

Schon am Vorabend stimmte Sr. Philippa Sr. Veronika und die Schwestern des Mutterhauses im Rahmen der Vesper auf den Tag ein. Im Zentrum ihrer Predigt stand die Erzählung, wie sich Mose in der Wüste neugierig dem brennenden Dornbusch, der nicht verbrannte, näherte. Dort vernahm er die Stimme Gottes, die die ihn darauf hinwies: "Der Ort, wo du stehst, ist heiliger Boden." Sr. Philippa zeigte auf, dass überall wo wir sind, in unserem Alltag, ein Ort ist, an dem Gottesbegegnung stattfinden kann, ein Ort, an dem Gott uns bei unserem Namen ruft. Und unsere Reaktion darauf ist unser "Hier bin ich!". Gott selbst antwortet ähnlich: "Ich bin der ich bin - ich werde sein, der ich sein werde – Ich bin bei euch." Diese Zusage trägt uns. Sichtbar wurde das in einem "Dornbusch" mit Flammenzungen, die die Namen aller(!) lebenden und gestorbenen Mitschwestern trugen.

So antwortete auch Sr. Veronika, als die Kongregationsleiterin sie zu Beginn des Gottesdienstes mit ihrem Namen aufrief: "Hier bin ich!". Die biblischen Texte erzählten von Feuer, das nicht verbrennt (Mose am Dornbusch) und brennenden Herzen (Emmaus-Erzählung). Es sind Suchende, die sich auf den Weg machen, die ihren Zweifeln trauen und letztlich Gott begegnen, so Erzbischof Ludwig Schick. In seiner Ansprache lenkte er den Blick auf Mose, Veronika am Kreuzweg, die Emmausjünger und den Hl. Franziskus, deren Glauben uns bis heute Ermutigung ist. Sr. Veronika darf sich in die Reihe dieser Suchenden stellen.

Der Ritus der Professablegung begann mit der Allerheiligen-Litanei. Währenddessen nahm Sr. Veronika die liegende Gebetshaltung an. In dieser vertrauensvollen Geste der Ganzhingabe, gibt sie sich hinein in die Gesamtzahl der Gläubigen, die durch alle Zeit hindurch Suchende waren und Gottes Ruf folgten - jede und jeder in der Lebensform, die ihr/ihm gegeben war.

Anschließend versprach Sr. Veronika Christus nachzufolgen und sein heiliges Evangelium zu beobachten. Die Form dafür sind die evangelischen Räte, die Regel der Brüder und Schwestern vom Regulierten Dritten Orden des Heiligen Franziskus und die Konstitutionen unserer Kongregation. Dieses Versprechen bekräftigte sie anschließend durch ihre Unterschrift. Mit dem Ring trägt sie nun auch das äußere Zeichen ihrer lebenslangen Zugehörigkeit in unserer Kognregation.

Über einen Livestream war es für Mitschwestern, unsere Präpostulantinnen und die Mitglieder der Weggemeinschaft möglich, an der Feier teilzunehmen. Am Nachmittag gratulierten dann auch die Schwestern aus Peru und Indien per Videokonferenz.

Es war eine völlig neue Art, diesen alten Ritus zu begehen. Doch es war auch eine neue Art, Gemeinschaft zu erfahren.

 

Hier geht es zu einem Video der Professfeier. (von Johannes Titze und Stefan Hoffmann)

Autor: Sr. Katharina2021-04-12

"Wenn es dir gut tut, dann komm!"

(Franz von Assisi)