Begegnung am Grab

Im Garten war es still. Die Morgenluft war rein, der Wind trug zarten Blütenduft durch den Garten. Die Vögel zwitscherten ihr Morgenlied. Maria hörte es nicht. Sie stand draußen vor dem Grab, hielt sich am Grabstein fest und weinte, stumm und voller Schmerz.

„Maria, Maria! Ich bin es! Weine nicht, ich lebe!

Deiner Liebe vertraue ich meine Botschaft an, Deiner Kraft traue ich den Mut zu, meinen Jüngern zu sagen: Ich bin – immer! Deine Tränen wische ich ab, Dein Leid hat ein Ende: das Leben lebt!“

„Rabbuni, mein Meister! Du lebst! Ich kann es nicht fassen – und doch: es ist wahr – Du lebst!

Meine Seele singt, mein Schmerz heilt, meine Sehnsucht findet Antwort – DU!

Deine Worte fallen in mich, Dein Vertrauen macht mich überglücklich – DU!“

„Maria, Maria! Halte mich nicht fest –

Ja, ich lebe, aber nicht so wie vorher – nimm Abschied von dem Jesus, den Du zu kennen glaubtest, aber halt fest in Deinem Herzen den Jesus, der wahrhaft lebt und auch Dich befreit – von Dir zu mir, von Dir zu den anderen, von allem Endlichen hin zur Unendlichkeit, von allem Unheil zum Heil!“

„Rabbuni, mein Meister –

Noch versteht mein Verstand nicht, noch möchte ich Dich halten…… und doch ahne ich, was du meinst……..mein Herz fühlt, wohin es dich zieht….mein Herz ahnt, dass Du bleiben wirst obwohl Du gehst……Du gehst und bleibst doch, tiefer und intensiver!

Deine Liebe trägt mich, ich fühle Deine Kraft – ja, Rabbuni, deine Sendung empfange ich und trage sie hinaus, voller Glück und Dankbarkeit!“

„Maria!“

„Rabbuni!“

Und Maria fühlte den Wind auf ihrem Gesicht, blickte in die Sonne, hörte die Vögel singen – IHN sah sie nicht mehr, aber ihr Herz lief über vor Glück. Und dann lief sie, und lief……………

Sr. Martina

"Wenn es dir gut tut, dann komm!"

(Franz von Assisi)