Schwanger sein mit Gott

Auf einer Reise in Peru begegnet mir zum ersten Mal die Darstellung einer schwangeren Maria. Es war eine einfache Gipsfigur, etwas kitschig bemalt, aber sie sprach mich an. Vielleicht weil mich diese Darstellung, Maria in ihrer weiblichen Erdverbundenheit, an die vielen schwangeren Frauen erinnerte, die ich in meiner Arbeit im Konradshof begleiten durfte.
Maria war auf eine besondere Weise schwanger, sie brachte Gottes Sohn zur Welt.
Doch trifft dieses mit „Gott schwanger sein“ nicht auch auf uns zu? 

Angelus Silesius schreibt:
„Ich muss Gott‘s schwanger sein,
sein Geist muss ob mir schweben“.

Auch wenn wir Frauen oder Männer sind, die kein Kind geboren haben,
so werden wir doch im übertragenen Sinn schwanger mit dem was uns Gott anvertraut hat.
Es sind unser Gaben und Aufgaben, unser Fähigkeiten und Talente die in unserem Inneren noch verborgen sind. Es braucht Zeit und Stille damit sie sich entwickeln und  heranreifen können. Wir brauchen Geduld und Vertrauen für den Prozess des Austragens und stillen Reifens.

In diesem Sinne zeigt uns Maria eine Berufung unseres Menschseins: Mit dem Göttlichen schwanger gehen und wenn die Zeit reif ist, es auf die Welt zu bringen.
Bei jeder Schwangerschaft ist Gottes Geist mit am Werk als die andere Realität. Dies gilt nicht nur für Maria damals, dies gilt auch für unser Maria-Sein. Auch wir werden in unserer Schwangerschaft und in unserem Gebären begleitet und sind nicht allein. Auch uns werden vielleicht Engel begegnen die uns sagen: „Habt keine Angst“.
So kann uns Maria zeigen, dass wir uns in unserem Menschsein am Schöpfungsauftrag Gottes beteiligen dürfen.
Unsere Kreativität kann Göttliches auf die Welt bringen.  

Sr. Dorothea Köhler

"Wenn es dir gut tut, dann komm!"

(Franz von Assisi)