Unterwegs sein

Jeden Tag bin ich unterwegs. Viele Wege lege ich dabei zurück. Unzählige Schritte bringen mich vorwärts.

Manchmal bin ich auch unter-wegs: ich bekomme gar nichts mit, von dem, was links und rechts meines Weges geschieht. Ich bin wie in einer U-Bahn (undergroud – unterirdisch) unter-wegs. Ich gehe ganz in Gedanken meinem Ziel entgegen und merke gar nicht, welchen Weg ich zurücklege. Mitten unter dem Weg bin ich plötzlich weg.

Doch wenn ich wahrnehme, was um mich herum ist, was alles Großes und Kleines geschieht, welche Menschen meinen Weg kreuzen, mir begegnen oder mich begleiten - wenn ich mich darauf einlasse, dann bin ich wirklich unter-wegs. Der Hl. Franziskus begegnete in Allem Gott. Alle Geschöpfe waren für ihn Bruder und Schwester. Wenn ich in diesem Sinn unterwegs bin, stelle ich mich nicht über das, was mir begegnet – ich bin unter-wegs.

Franziskus war immer betend unterwegs. Diese Art der Fortbewegung nennt man auch Pilgern. Beim Pilgern werde ich ganz offen für das, was um mich herum geschieht. Heute entdecken immer mehr Menschen für sich das Pilgern. Oft ist dies ein Ausdruck ihrer Sehnsucht nach Gott.  Letztendlich sind alle unsere Menschenwege Pilgerwege zu Gott.

Marianne Kawohl schreibt darüber in einem Gedicht:

„Der Weg zu Gott,
die Erfahrung seiner Existenz,
sind nicht abhängig
von meinen Gedanken darüber.
Meine Suche entspricht ja nur
Seiner Suche -
und irgendwo begegnen wir uns.
Das ist ein wunderbares Geheimnis.“

„… und irgendwo begegnen wir uns.“ Meist geschieht diese Begegnung mit Gott ganz unverhofft. Und sie geschieht mehrmals am Tag. Nur sind wir meistens mit so vielen anderen Dingen beschäftigt, dass wir diese Begegnung übersehen. Dabei kann ich Gott im ganz Kleinen auch entdecken. Ich möchte Sie ermuntern, sich jeden Abend an den Tag zurück zu erinnern und sich der Frage zu stellen, wo Sie heute Gott begegnet sind. Das kann in einer Blume sein, in einem Blick, in einer Begegnung, in einem „Zufall“…

Ich wünsche Ihnen einen Blick für diese Gottes-Begegnungen wenn Sie heute unter-wegs sind.

Sr. M. Katharina Horn

 

"Wenn es dir gut tut, dann komm!"

(Franz von Assisi)