Kehr um und traue deinem Gott, der dich leidenschaftlich sucht

Als Jugendliche war der Aschermittwoch für mich so etwas wie ein Spielverderber. Ich mochte den Fasching und tanzte am Faschingsdienstag, bis Schlag 24.00 Uhr die ausgelassenen Melodien abbrachen und das nüchterne „Aschermittwoch“ des Radiosprechers über den Äther in die Räume drang. Krasser Übergang. Ernste Musik.  Aufräumen, Faschingsdekoration abhängen, Auskehren, Abschminken, raus aus der Maske. Und am nächsten Tag das Auflegen des Aschekreuzes: „Bedenke, Mensch, dass du Staub bist und wieder zum Staub zurückkehren wirst.“ Ich konnte und wollte dem nichts abgewinnen. 

Später merkte ich: Was ich im Vergnügen suchte, war oft Ausdruck einer darunterliegenden unstillbaren Sehnsucht nach Glück, ein Hunger nach Leben, nach Sinn, und nach einer Tiefe, die trägt, wenn alles wegbricht. „In jeder Liebe schlummert Leid, im höchsten Glück wohnt Einsamkeit, so nahe ist der Tod im Leben …“ Dieser Kehrvers eines Liedes traf es – da war mein wunder Punkt. „Herr, gib mir Kraft aus deinem Tod, sei gnädig, wenn das Sterben droht …“ so lautet die nächste Zeile. Ist das die Antwort? Sinn in meinem Leben finden durch Jesu Tod? Sterben lernen? Dann hat „Fastenzeit“ vielleicht doch etwas mit Asche zu tun? 

Irgendetwas in mir wehrt sich. Noch heute. Jesus hat Leben versprochen, Leben in Fülle! Nirgendwo lese ich, dass er sich oder anderen Asche aufs Haupt gestreut hätte – im Gegenteil: Er hat aufgerichtet, umarmt, geheilt, geliebt und vergeben – bis zuletzt. 

„Kehrt um zu mir von ganzem Herzen“, so ruft uns heute der Prophet Joel zu. Und bei Matthäus fordert uns Jesus auf: „Wenn ihr fastet, macht kein finsteres Gesicht. (…) Salbe dein Haupt und wasche dein Gesicht!“ Da spüre ich, wie mein Herz aufgeht. Umkehren zum Herrn, von ganzem Herzen – das möchte ich. „Da erwachte im Herrn die Leidenschaft für sein Land und er hatte Erbarmen mit seinem Volk“, so der Prophet Joel weiter. Gott sucht mich leidenschaftlich - und ich darf mich finden lassen.

Sensibel werden für diesen leidenschaftlichen Gott, der mich sucht – das ist für mich der Sinn der Fastenzeit - der „Zeit des Heiles.“ Ich darf herausfinden: Welche meiner Haltungen, Gewohnheiten und Ablenkungen führen mich in Sackgassen? Und was hilft mir, in Beziehung zu treten mit diesem leidenschaftlichen Gott? 

Asche wird gern zum Düngen verwendet. Asche wirkt auch reinigend. Asche – symbolhaft als Dünger für meinen inneren trockenen Boden – Asche als Reinigungsmittel für alles, was in mir verdunkelt ist … in dieser Haltung kann ich das Aschekreuz empfangen und die Worte hören: „Kehr um und glaube an das Evangelium!“ Oder anders gesagt: Kehr um und traue deinem Gott, der dich leidenschaftlich sucht – in allem, was geschieht. 
 
Sr. Martina Selmaier

"Wenn es dir gut tut, dann komm!"

(Franz von Assisi)