„Brot und Leben“

Sehnsucht nach der Fülle des Lebens

Wir hatten viele Steine, aber wenig Getreide hier auf unseren Feldern. Diese Erfahrung hörte ich heraus aus verschiedenen Erzählungen der Menschen im fränkischen Juragebiet. Jahr für Jahr entfernten sie die Steine mit der Hand. Welche unvorstellbare Mühe nahmen sie für das Leben damals auf sich, um Steine zu entfernen, um Getreide zu säen, um Brot zu backen, um Leben zu erhalten.

Das Wort Jesu, das mir hierzu einfällt, ist hart und herausfordernd, aber auch einladend, um vertrauensvoll leben zu können: Müht euch nicht ab für die Speise, die verdirbt, sondern für die Speise, die für das ewige Leben bleibt und die der Menschensohn euch geben wird. (Joh. 6,37)

Letztes Jahr konnten wir zum ersten Mal nach der Pandemie wieder mit einer Prozession das Fronleichnamsfest hier in Vierzehnheiligen feiern. Zuvor standen offene Fragen nach einem „Fronleichnamsteppich“ vor uns: Welche Blumen? Welches Motiv ist sinnvoll für dieses Jahr? Die zündende Idee und die Antwort im Handeln war irgendwie ein inneres Geschenk. Die Schwestern schrieben in eine Liste ihre liebste Bibelstelle: einen Satz, ein Wort des Herrn, das sie als Lebensorientierung im Herzen tragen und im Alltag daraus leben.

Steine wurden auf den leeren Feldern gesammelt, gewaschen, getrocknet und mit einem permanenten Stift mit der jeweiligen Bibelstelle beschriftet. Mit diesen Steinen entstand vor dem Fronleichnamsaltar ein gestalteter Kelch mit dem „Wort des lebendigen Gottes“ der einzelnen Schwester. Die roten und weißen Rosenblätter dienten als Symbol für „Blut und Leib“ des Herrn.

So glaube ich auch heute, dass jede Schwester mit dem Satz aus der Bibel in ihrem Alltag gesegnet bleibt und in das Geheimnis des göttlichen Lebens, in Jesu Hingabe, hineingenommen wird und daraus leben kann. ER, das fleischgewordene Wort des lebendigen Gottes, erneuert mit seinem Leben den Bund mit dem liebenden Vater und wird für jeden einzelnen Menschen zum „Brot und Leben“. So bezeugt Jesus Christus für uns auch im Heute: Der Stein, den die Bauleute verworfen haben, er ist zum Eckstein geworden. (Ps 118,22- Mt. 21,42)

Dankbar feiern wir das gegenwärtige Leben des Auferstandenen an Fronleichnam und geben Zeugnis für unseren Glauben auf dem Weg. Ich bin mit euch alle Tage bis zum Ende der Welt. (Mt. 28,20, b)

Sr. Engelharda Braun

"Wenn es dir gut tut, dann komm!"

(Franz von Assisi)