Nachruf für Sr. M. Engelharda Braun

 „Bereitsein ist alles!“
Hamlet, William Shakespeare

„Habt Vertrauen, ich bin es! Fürchtet euch nicht!“
Mk 6,50

 

Sr. M. Engelharda wurde am 28.05.1939 – einem Pfingstsonntag - als zweites Kind von vier Geschwistern in Roth bei Nürnberg geboren und auf den Namen Anneliese getauft. Der tief im Glauben verankerten Mutter war bewusst: Die Geburt am Pfingstsonntag hat Bedeutung – Gottes Geist wird ihre Tochter führen! Schon als 12jährige hatte sie den Lebenstraum, Handarbeitslehrerin und Ordensfrau zu werden. So trat sie nach der Volksschule eine Lehrstelle bei einer Damenschneiderin in Roth an und legte 1957 die Gesellenprüfung ab. Gleichzeitig hielt sie Kontakt zu ihrer Freundin, einer Zisterzienserin in Oberschönefeld. Letztlich fand Anneliese über ihre drei Jahre jüngere Schwester, unsere Sr. Hildegard, den Weg in die Kongregation der St. Franziskusschwestern. Am 02. Juli 1959 trat sie ein.

Noch vor dem Noviziat durchlief Anneliese die Ausbildung zur Handarbeitslehrerin an der Frauenfachschule in München. Am 29.09.1962 wurde sie eingekleidet und erhielt den Namen Sr. M. Engelharda. Nach Ablegung der Ersten Profess ging Sr. Engelharda wieder nach München, um ihre Studien fortzusetzen und schloss 1968 mit der II. Lehramtsprüfung ab. Begleitend unterrichtete sie ab September 1966 an der Haushaltungsschule in Vierzehnheiligen. 

Im September 1972 kam Sr. Engelharda an die Haushaltungsschule in Obertrubach, wo sie 20 Jahre lang mit großem Engagement als Gewerbeoberlehrerin und stellvertretende Schulleiterin unterrichtete, die Musikerziehung übernahm und den Chor leitete. Zielstrebig und hoch engagiert verstand sie es, die Schülerinnen zu motivieren. 

Der Adventrundbrief des Jahres 1990 veränderte Sr. Engelhardas Leben: Dresdens Bischof Reinelt bat um Schwestern. Im März 1991 erklärte Sr. Engelharda ihre Bereitschaft, dorthin zu gehen. Am 1. Advent 1992 zog sie mit Sr. Isabel nach Plauen. Bis 2000 arbeitete sie im Kolping-Bildungszentrum und betreute mit großem pädagogischem Geschick sozial benachteiligte und lernbehinderte Jugendliche. Der Einsatz endete jäh: ihr schwerer Autounfall am 12.03.2000 mit nachfolgenden Operationen und vorab der Tod von Sr. Isabel (1998) führten zur Auflösung der Filiale – eine große Lücke für Kolping und für die Pfarrei. Die Schwestern hätten, so der Geschäftsführer bei der Verabschiedung, „wie Sauerteig“ das Leben in der Gemeinde verändert und christliche Werte ins Bildungszentrum eingebracht. Für ihren Einsatz als Fluthelferin wurde Sr. Engelharda mit dem Sächsischen Fluthelfer-Orden ausgezeichnet.

Nach mehreren Aushilfseinsätzen kam Sr. Engelharda 2002 erneut nach Obertrubach und half im Haus und in der Pfarrei. In diese Zeit fielen 2007 ein kurzer Einsatz in Kroatien, 2010 das Mitwirken bei einer Gemeinde- und Schulmission in Österreich und in der Schweiz, im gleichen Jahr ihre erste Indienreise. Sr. Engelharda entdeckte ihr Herz für unsere Mission in Indien. Zwei weitere längere Aufenthalte folgten. Während der insgesamt elf Monate entstanden herzliche, anhaltende Beziehungen. 

Als unsere Filiale in Obertrubach im Sommer 2013 aufgelöst wurde, fand Sr. Engelharda im Mutterhaus ihren neuen Wirkungsort, insbesondere im Nähzimmer, in der Garderobe, im Archiv und bei ehrenamtlichen Einsätzen der Seniorenfreizeiten im Diözesanhaus. Nebenher war sie unermüdlich bei der Gestaltung von Festen, runden Geburtstagen und Faschingsfeiern, arbeitete hoch engagiert mit bei allen ordensinternen Veranstaltungen und übernahm gern das Chorgebet. Sich schonen war für Sr. Engelharda ein Fremdwort. Zu groß waren ihr Verantwortungsbewusstsein und ihre Begeisterungsfähigkeit, bis zuletzt. 

Am 24. Januar musste Sr. Engelharda wegen zunehmender Atemnot und schlechten Nierenwerten erneut ins Krankenhaus. Die Therapie brachte kaum Besserung, eine Dialyse war nicht mehr möglich. Am 07. Februar kam Sr. Engelharda ins Mutterhaus, wissend, dass sie ihren letzten Weg antritt. Sie war bereit - und es ging sehr schnell. Am 11.02.2025, dem Gedenktag unserer Lieben Frau in Lourdes, schritt Sr. Engelharda mittags um 12 Uhr still und ruhig über die Schwelle in die himmlische Heimat.

Requiem und Beerdigung fanden am 14.02.2025 in Vierzehnheiligen statt.
 

"Wenn es dir gut tut, dann komm!"

(Franz von Assisi)