Nachruf für Sr. M. Heidrun Reger

Gottes Liebe – größer als gedacht!
Frère Emmanuel, Taizè

„Du bist die Luft, die wir atmen,
die Ferne, in die wir Ausschau halten!“

Huub Oosterhuis

 

Schw. M. Heidrun Reger wurde am 13.01.1955 in Poppenberg/Pfarrei Kirchenpingarten als zweite von sechs Töchtern geboren und auf den Namen Waltraud getauft. Walli, so wurde sie gerufen, hatte von Geburt an eine Wirbelsäulenverkrümmung. So musste sie nicht mit ihren Schwestern aufs Feld, sondern ging in Haus und Hof der Mutter zur Hand. Auch Krankenhausaufenthalte gehörten zur Kindheit – und das Alleinsein. Die Schule liebte Walli. Sie erzählte oft von ihrem Volksschullehrer, der alle acht Klassen in einem einzigen Raum unterrichtete und es verstand, die Kinder je nach ihren Fähigkeiten zu fördern. Unsere Sr. Beatrix aus dem Nachbarort nahm wahr, wie leicht und schnell Walli lernte und bewirkte, dass sie nach dem Volksschulabschluss nach Bamberg ins Internat der Franziskusschwestern kam. Dort durchlief sie erst die Realschule, dann das Gymnasium am Theresianum. Während dieser Jahre setzte sich Waltraud intensiv mit der Frage Ordensleben auseinander – kritisch, wach und realistisch. Als 16jährige entschied sie sich, in die Kongregation einzutreten. Nach dem Abitur wurde Waltraud im Sept. 1978 eingekleidet und erhielt den Namen Sr. Heidrun. Nach Ablegung der Ersten Profess studierte sie Sozialpädagogik in Benediktbeuern.

Danach hat Sr. Heidrun in mehreren Einrichtungen als Sozialpädagogin gearbeitet: erst sieben Jahre im entwicklungstherapeutischen Kinderheim in Putzbrunn, dann, nach einer Auszeit im Recollectio-Haus in Münsterschwarzach, zehn Jahre in unserem Internat in Bamberg. Nach Schließung des Internats wechselte Sr. Heidrun Ende 2001 in die neu eröffnete Mutter-Kind-Einrichtung im Konradshof in Vierzehnheiligen.

Bald machten sich aufgrund der eingeschränkten Lungenfunktion gesundheitliche Einbrüche bemerkbar. Ende 2006 wurde eine Sauerstoffheimtherapie eingeleitet. Im März 2010 zog Sr. Heidrun ins Mutterhaus um, half an der Pforte und in der Kongregationsverwaltung, und war Mitglied im Ausbildungsteam des Noviziats.

2014 wurde Sr. Heidrun die Konventsleitung im neu gegründeten Noviziatskonvent übertragen. Auch nach Auszug des Noviziats im Jahr 2018 blieb Sr. Heidrun für den Konvent „San Damiano“ verantwortlich, bis dieser 2022 aufgelöst wurde.

Ganz gleich, wo Sr. Heidrun wirkte: Sie war in allen Bereichen die „warme Konstante“ im Hintergrund, die sehr feinfühlig wahrnahm, was gut lief und wo etwas ungut lief. Intuitiv fand sie bei Störungen im mitmenschlichen Bereich im richtigen Moment die richtigen Worte und wurde auf diese Weise für mehrere Schwestern und auch für ihre Angehörigen eine behutsame Begleiterin. Es waren vermutlich zum Teil die mitgenommenen Ängste aus Kindheit und Jugend, die sie so hoch sensibel machten und ihr halfen, anderen eine Stütze zu sein. Es war auch ein tiefer Glaube an einen unendlich liebevollen Gott, dem sie sich immer neu näherte und der ihr half, sich treu zu bleiben und nicht müde zu werden, nach gemeinsamen Glaubenswegen als Ordensfrauen zu suchen.

Gleichzeitig reagierte ihr Körper wie ein Seismograf auf alles, was einengt oder buchstäblich „den Atem raubt“. Körperlich und seelisch ging Sr. Heidrun dabei immer wieder die Luft aus. Angst war ihr ständiger Begleiter. Ihre Lungenfunktion verschlechterte sich im letzten Jahr zusehends. Hinzu kam eine schleichende dementielle Entwicklung, die ihr die Orientierung erschwerte. Doch ihre Sensibilität blieb hoch, ihr Blick warm, ihr Händedruck herzlich.

Ende Januar musste Sr. Heidrun wegen massiver Atemnot ins Krankenhaus. Zunächst besserte sich Sr. Heidruns Zustand. Eine Verlegung in den Pflegebereich des Mutterhauses wurde angedacht. Sr. Heidrun entschied anders. Am Morgen des 26.02. war sie nicht mehr ansprechbar.

Im Beisein ihr vertrauter Menschen durfte ihr Lebensatem dorthin zurückfließen, wo Liebe, Heimat und Weite grenzenlos sind.

Requiem und Beerdigung fanden am 29.02.2024 in Vierzehnheiligen statt.

"Wenn es dir gut tut, dann komm!"

(Franz von Assisi)