"Wenn es dir gut tut, dann komm!"
(Franz von Assisi)Nachruf für Sr. M. Ruth Löbel

„Mir geschehe nach deinem Wort!“
Lk 1,38
Sr. M. Ruth wurde am 01.03.1930 in Dammfeld/Kreis Glogau in Niederschlesien geboren und auf den Namen Maria Theresia getauft. Zwei Jahre später kam ihre Schwester Irene zur Welt. Am 08. Februar 1945 floh die Mutter mit den beiden Töchtern, weil die Heimat Kriegsgebiet wurde. Der Vater musste bleiben und wurde tödlich verwundet. Am 01.03.1945 kam die Mutter mit den zwei Kindern in Oberfranken an und wurde in Serkendorf einquartiert. Im Oktober 1946 begann Theresia als Küchenhilfe in der Heilstätte in Vierzehnheiligen (das Mutterhaus war Heilstätte bis August 1948), und lernte dort die Franziskusschwestern kennen. Im März 1949 bat Theresia um Aufnahme in die Kongregation, am 01. April 1949 wurde sie aufgenommen. 1949 – 1950 absolvierte Theresia den staatlichen Sonderlehrgang zur Ausbildung für Handarbeitslehrerinnen im Kloster Oberzell. Am 21.01.52 wurde Theresia eingekleidet und erhielt den Namen Sr. M. Ruth.
Nach Ablegung der ersten Profess im Januar 1953 half Sr. Ruth im Nähzimmer des Mutterhauses, arbeitete in den Nähschulen in Sulzberg und in Bad Abbach und wirkte von 1955 - 1959 als Handarbeitslehrerin an der Haushaltungsschule in Obertrubach. In diesen Jahren suchte die Ordensleitung nach Schwestern für das neu eröffnete Colegio Sta. Maria Goretti in Lima. Sr. Ruth meldete sich – und wurde am 12.11.1959 ausgesandt. Kurz nach Ankunft wurde Sr. Ruth in der Schule als Lehrerin eingesetzt. Sprach- und Pädagogikstudium absolvierte sie in den Abendstunden, an Wochenenden und in den Ferien. 26 Jahre lang war Sr. Ruth Lehrerin, führte ihre Klassen zur Hochschulreife und trug zudem von 1981 – 1986 Konvents-verantwortung für den Konvent in Sta. Maria Goretti.
Als 1986 das neu erbaute Exerzitienhaus in Cieneguilla eröffnet wurde, ging Sr. Ruth mit Sr. Helene, Sr. Salesia, Sr. Carmela und vier Novizinnen ins Haus Alvernia. Zwölf Jahre war Sr. Ruth dort Konventsleiterin. Zeitgleich war sie Vertreterin von Sr. Consilia, der Delegationsleiterin. Ihr stand sie gerne beratend zur Seite. Im Jahr 2003 übernahm Sr. Ruth die Leitung des Exerzitienbetriebs.
Wo Sr. Ruth auch wirkte: Mit ihrer Ruhe, Gewissenhaftigkeit und Geradlinigkeit war sie bei Schülerinnen, Mitschwestern und Vorgesetzten beliebt und geschätzt. Sie verstand es, auszugleichen und gleichzeitig klar benennen, was einer Korrektur bedurfte.
2008 entschloss sich Sr. Ruth wegen gesundheitlicher Einbrüche nach fast 50 Jahren in Peru ins Mutterhaus zurückzukehren. Das Eingewöhnen ging rasch, und Sr. Ruths Befinden stabilisierte sich. Sie übernahm Übersetzungsarbeiten und half im Nähzimmer. 2017 bat Sr. Ruth um Entlastung – die Kräfte ließen nach. Die „Ruheständlerin“ war jedoch präsent bei allen Gebets- und Tischzeiten, bei Rekreationen und Festen, hatte Humor, blieb interessiert für Peru und spielte gerne Halma mit Sr. Helene und Sr. Salesia, die auch aus Peru zurückgekehrt waren. Als beide Schwestern im Jahr 2021 innerhalb von zehn Tagen verstarben, wurde es einsam für Sr. Ruth. Ihr fester Tagesrhythmus und ihr Vertrauen in Gott, in dessen Hände sie stets gelegt hat, was ihr schwerfiel, waren ihr Halt. Ihr 70jähriges Ordensjubiläum im Januar 2023 und ihren 95. Geburtstag im März 2025 feierte Sr. Ruth dankbar und staunend darüber, wie reich Gott sie beschenkt hat und wie lange sie leben darf.
Ab Mitte Juli 2025 klagte Sr. Ruth über starke Rückenschmerzen. Im Krankenhaus Lichtenfels wurde eine beidseitige Kreuzbeinfraktur diagnostiziert und ein operativer Eingriff empfohlen. Sr. Ruth stimmte nach einigen Tagen Bedenkzeit zu. Beim Eingriff am 01. August verstarb Sr. Ruth. Ihr letztes JA zum Leben, wie Gott es für sie fügt, hat ihr die Tür zur ewigen Heimat geöffnet.
R.I.P.
Requiem und Beerdigung fanden am 05. August 2025 in Vierzehnheiligen statt.
