Nachruf für Sr. M. Christiana Hagl

  
„Was ihr einem meiner geringsten Brüder getan habt,
das habt ihr mir getan!“

 

Schw. M. Christiana Hagl wurde am 26.02.1934 als Jüngste von 14 Geschwistern in Reichers-dorf/Kreis Landshut geboren und auf den Namen Walburga getauft. Schule, Landwirtschaft, Aktivitäten bei der katholischen Jugend und das Leben in einer großen Familie mit 14 Geschwistern prägten den Alltag. Nach dem Schulabschluss engagierte sich Walburga zwei Jahre im elterlichen Haushalt und in der Landwirtschaft. Gedanken an ein Ordensleben hegte sie seit dem 16. Lebensjahr. Eine Tante (unsere Sr. Helmtrudis) war Franziskusschwester in Vierzehnheiligen, seit 1947 im Amt der Generaloberin. Die um neun Jahre ältere Schwester  – unsere Sr. Clara - war 1948 in Vierzehnheiligen eingetreten. Walburga bewarb sich als 18jährige bei der Kongregation und wurde am 24.10.1952 aufgenommen. Drei Jahre später ging ihre drei Jahre ältere Schwester - unsere Sr. Felizitas – den gleichen Weg.

Als Kandidatin absolvierte sie die Krankenpflegeausbildung am Marienhospital in Erlangen.  Bei der Einkleidung am 29. September 1955 erhielt Walburga den Namen Sr. Christiana. Zwei Wochen nach Ablegung der Ersten Profess begann der Alltag im Ordensleben – bei Sr. Christiana ein herausfordernder Wechsel mit verschiedensten Einsätzen. Nach kurzen Einsätzen in Bamberg, Deggendorf, Marktleugast und Rosenheim wurde Sr. Christiana im Juli 1970 nach Bad Feilnbach versetzt. Dort fasste sie Fuß. Sie blieb 16 Jahre und übernahm dort auch die Mesnerei in der Pfarrkirche – ihr zweites „Standbein“: Sr. Christiana hatte Freude am Gestalten des Blumenschmucks, am Umgang mit den Ministranten, versorgte die Kirchenwäsche und wartete im Hintergrund die große Heizungsanlage und das Glockenläutwerk. 

Ende 1986 hieß es Abschied nehmen – in Bad Abbach wurde eine Schwester für die ambulante Krankenpflege gebraucht. Pfarrer, Pfarrgemeinderat und die Kirchenverwaltung ließen sie nur schweren Herzens ziehen.

In Bad Abbach wirkte Sr. Christiana vier Jahre. 1991 stand der nächste Umzug an: Für München-Ramersdorf wurde eine Mesnerin gesucht, und Sr. Christiana war bereit. 

Mit den häufigen Versetzungen konnte Sr. Christiana erstaunlich gut umgehen. Ihre Aufgeschlossenheit für Menschen, ihr Erzähltalent mit einem glänzenden Gedächtnis für Erlebnisse in der Kindheit und ihr trockener Humor halfen ihr überall, rasch anzukommen und mittendrin zu sein.

Ab 1995 meldeten sich die Kniegelenke. Nach einer größeren Operation mit Reha-Aufenthalten erfolgte im Juni 1996 die Versetzung nach Gößweinstein, um in Küche und Haus mitzuhelfen. Als sich auch hier die Grenzen der Belastbarkeit zeigten, schloss sich der Kreis: 2004 kam Sr. Christiana wieder nach Bad Feilnbach – in den „Altersunruhstand“: Sie und ihre leibliche Schwester Felicitas entdeckten ihre gemeinsame Leidenschaft für Bastel- und Handarbeiten, wobei der Erlös aus dem Verkauf unseren Projekten in Peru und Indien zufloss. 

Im Oktober 2023 wechselte Sr. Christiana in den Pflegebereich des Mutterhauses – schweren Herzens. Das Heimweh nagte – und doch war Sr. Christiana präsent, war gern in der Kapelle und bei den Tischzeiten.

Den 90. Geburtstag im Februar vergangenen Jahres feierte Sr. Christiana noch gerne - in kleiner Runde, voll Dankbarkeit für ihr reiches Leben, glücklich über Gottes Führung in schweren Stunden.

Nach einem Krankenhausaufenthalt im Juni 2024 wegen Herzschwäche und Atemnot wurde Sr. Christiana mit einer Sauerstoffbehandlung entlassen. Die zunehmende Schwerhörigkeit und die schwindende Sehkraft machten sie einsam … und bereit, den letzten Weg zu gehen, ganz bewusst, in großer Klarheit. Am Sonntag, 11. Mai war es so weit: Sr. Christiana schlief ein, still, ohne Atemnot. Ihr Herr, dem ihre große Sehnsucht gegolten hat, wird sie mit weit offenen Armen empfangen und heimgeführt haben.


Requiem und Beerdigung fanden am 15. Mai 2025 in Vierzehnheiligen statt.
 

"Wenn es dir gut tut, dann komm!"

(Franz von Assisi)