"Wenn es dir gut tut, dann komm!"
(Franz von Assisi)Nachruf für Sr. M. Gudrun Biehahn

„Bei Gott allein kommt meine Seele zur Ruhe.“
Ps 62,2
Sr. M. Gudrun wurde am 25.03.1940 als Jüngste von fünf Kindern in Breslau geboren und auf den Namen Maria getauft. Mariechen – so wurde sie gerufen - war fünf Jahre alt, als die Mutter mit den Kindern fliehen musste. Die Flucht war strapazenreich. Einer der beiden Söhne ging verloren – ein immenser Schmerz für Mutter und Geschwister. Später gelang es dem Vater, den Sohn über das Rote Kreuz wiederzufinden. – Nach der Volksschule in Motschenbach besuchte Mariechen ab Herbst 1954 die Haushaltungsschule in Vierzehnheiligen. Die Begegnung mit den Franziskusschwestern muss die 14Jährige sehr beeindruckt haben. Kurz nach Beendigung des Ausbildungsjahres bewarb sie sich bei der Kongregation und wurde am 15. Oktober 1955 aufgenommen. Nach Erwerb der Mittleren Reife bei den damaligen „Englischen Fräulein“ in Bamberg absolvierte sie die Ausbildung zur Kindergärtnerin in Würzburg und erwarb die Missio canonica.
Bei der Einkleidung am 01.10.1960 erhielt Mariechen den Namen Sr. Gudrun. Nach Ablegung der Ersten Profess half Sr. Gudrun zunächst ein Jahr im Mutterhaus, bevor sie am 01.10.1962 nach Obertrubach kam. Dort öffnete am 01. September 1963 der Kindergarten seine Türen. Neben der Betreuung der Kinder unterstützte Sr. Gudrun die Schwestern in Schule und Internat. Nach 13 Jahren erfolgte die Versetzung nach Zapfendorf, wo Sr. Gudrun 14 Jahre lang den Kindergarten leitete und nebenher neun Jahre für den Konvent Verantwortung trug. Im August 1989 schloss sich der Kreis: Sr. Gudrun kam wieder nach Obertrubach. 14 Jahre lang leitete sie den Kindergarten. Als nach Schließung des Marienheims im Jahr 1991 die Trägerschaft wechselte, stand ein Neubau an. Sr. Gudrun begleitete Planung und Bau mit hohem Engagement. Am 01.09.1993 war es so weit: 75 Kinder in drei Gruppen wurden nun von einem fünfköpfigen Team betreut.
2003, nach insgesamt 40jähriger Tätigkeit im Kindergarten, zog sich Sr. Gudrun zurück - konsequent angekündigt, entschlossen umgesetzt. Von vielen Seiten wurde ihr Weggang bedauert. Ausgeglichen, warmherzig, aber resolut habe sie agiert, mit großem pädagogischem Geschick.
Sr. Gudruns Humor, ihre innere Weite und ihre tiefe Sehnsucht nach Ruhen in Gott fanden ihren Niederschlag in ihren Gedichten. Dort klingt an, was Sr. Gudrun ein Leben lang begleitete: die Sehnsucht nach einem Zuhause, nach Angenommensein … der Schmerz der Vertriebenen. Sr. Gudrun dichtete für Feste, für kleine und große Anlässe, auch für Würdenträger: Ein Gedicht zum 70. Geburtstag von Erzbischof Dr. Karl Braun fand seinen Weg in eine Zeitung.
Nach ihrem Abschied von Obertrubach zog Sr. Gudrun um nach Vierzehnheiligen, arbeitete vier Jahre in der spieltherapeutischen Kinderbetreuung der Reha-Klinik in Bad Staffelstein und beteiligte sich beim ehrenamtlichen Besuchsdienst. In den Jahren 2007 - 2011 war sie neunmal in Kroatien und half dort jeweils für zwei bis drei Monate beim Aufbau. 2012 kam Sr. Gudrun nach Röthenbach und unterstützte den kleinen Konvent bis zur Auflösung im Jahr 2016. Sr. Gudrun zog um ins Mutterhaus.
Nach einem Schlaganfall im Jahr 2018 brauchte Sr. Gudrun zunehmend Unterstützung und war nach einer Coronaerkrankung im Juni 2022 auf den Rollstuhl angewiesen. Ab Februar 2023 war Sr. Gudrun bettlägerig. Sie blieb geduldig und heiter. Für jede Besucherin hatte sie ein Kompliment und ein strahlendes Lächeln. Dann glitt Sr. Gudrun langsam ins Vergessen. Es begann ein langer Weg des Abschiednehmens. Am Abend des 02. September 2025 mündete ihr Weg ein in die himmlische Heimat – dorthin, wohin sie ein Leben lang unterwegs war.
R.I.P.
Requiem und Beerdigung fanden am 05. September 2025 in Vierzehnheiligen statt.
