"Wenn es dir gut tut, dann komm!"
(Franz von Assisi)Nachruf für Sr. M. Siegeberta Konrad
„Das Weizenkorn muss sterben,
sonst bleibt es ja allein!“
(Aus dem Gotteslob)
Schw. M. Siegeberta Konrad wurde am 12.09.1928 in Kirchlein/Lkr. Lichtenfels als einzige Tochter und Jüngste von vier Geschwistern in eine christlich geprägte Landwirtsfamilie geboren und auf den Namen Margarete getauft. Nach Volksschule und landwirtschaftlicher Berufsschule wirkte Margarete zwei Jahre in einem landwirtschaftlichen Betrieb. Als die Mutter im Dezember 1945 verstarb, kehrte Margarete als 17jährige heim und führte den elterlichen Haushalt für den Vater und die Brüder. Die Franziskusschwestern kannte Margarete vom Sehen – sie war regelmäßig mit ihrer Familie in Vierzehnheiligen. Als Margarete im Januar 1953 an Exerzitien teilnahm, erwachte in ihr der Wunsch, ihr Leben ganz in den Dienst Gottes zu stellen. Im Herbst des gleichen Jahres bat die 25jährige um Aufnahme bei den Franziskusschwestern und wurde am 01. Juli 1954 aufgenommen.
Noch vor der Einkleidung absolvierte Margarete die zweijährige Ausbildung zur Krankenschwester am damaligen Marienhospital in Erlangen. Im September 1957 wurde Margarete eingekleidet. Sr. Siegeberta, so hieß sie nun, kam kurz nach Ablegung der Ersten Profess für zwei Jahre nach Deggendorf in die Schauflerklinik. Dort sammelte sie wertvolle Erfahrungen in der Durchführung von Entbindungen, Kaiserschnitten und anderen kleinen chirurgischen Eingriffen. Im Oktober 1960 wurde Sr. Siegeberta nach Erlangen ins Waldkrankenhaus versetzt, wo sie von Anfang an in der Anästhesie eingesetzt war – und dort blieb, über 50 Jahre lang. Das war in den ersten 20 Jahren eine immense Verantwortung. Es gab noch keinen Anästhesie-Arzt. Die Narkosen lagen in den Händen der Schwestern – vom frühen Morgen bis zum späten Abend, an Wochenenden und in den Nächten.
Als dann Anfang 1980 eine Abteilung für Anästhesie aufgebaut wurde, war die Hauptverantwortung von Sr. Siegebertas Schultern genommen. Zusammen mit Sr. Wigarda, Sr. Camilla und Sr. Thekla meisterte sie ihr Pensum tagein, tagaus. Der über Grenzen hinaus fordernde Arbeitsalltag schweißte das Team zusammen. Sie fanden ihren Rhythmus, aßen und beteten miteinander und trugen Freud und Leid gemeinsam. Dabei war Sr. Siegeberta die Ruhige im Bund. Sie sprach nie viel. Wenn die Wogen hochschlugen, blieb sie gelassen und ausgleichend.
Nach einer Knieoperation im Jahr 2010 und einer Hüftoperation 2012 reduzierte Sr. Siegeberta - inzwischen 82jährig - ihren Einsatz und beendete ihn 2014. Eine weitere Hüftoperation 2021 zwang Sr. Siegeberta in den Rollstuhl. Das trug sie gelassen – liebevoll begleitet und umsorgt von Sr. Wigarda. Die zunehmende Schwerhörigkeit spielte kaum eine Rolle – Sr. Siegeberta verstand das Nötigste intuitiv. Was sie nicht verstand, konnte sie gelassen akzeptieren. Mit Sr. Wigarda betete sie gern den Rosenkranz in den großen Anliegen von Kirche und Welt.
Am 09. März 2022 erlitt Sr. Siegeberta bei einem Sturz eine Schenkelhalsfraktur, musste operiert werden und blieb von da an auf Pflege angewiesen. Die Verlegung in die Pflegeabteilung des Mutterhauses erfolgte Ende März 2022. Das Eingewöhnen nach 62 Jahren Waldkrankenhaus ging erstaunlich schnell. In den letzten beiden Jahren war Sr. Siegeberta bettlägerig. Über Besuche – insbesondere aus dem Waldkrankenhaus - freute sie sich. Sie beschenkte ihre Besucher mit ihren staunenden Augen und einem Lächeln, das von Herzen kam. Ihr 65jähriges Professjubiläum im September 2023 feierte sie im Krankenbett mit und strahlte, als sie am PC teilnehmen konnte.
In den letzten Wochen wurde Sr. Siegeberta zunehmend schwächer, schlief viel und hatte immer seltener wache Phasen. Nahrung nahm sie kaum mehr zu sich. Ihr Sterben am Nachmittag des 07. Mai war still - wie das Verlöschen einer Kerzenflamme. Ihr Licht leuchtet weiter – im großen Licht, in das sie heimkehren durfte.
Requiem und Beerdigung fanden am 13. Mai 2025 in Vierzehnheiligen statt.