„Dann machen wir eben ein internationales Mattenkapitel!“

Der Satz, ausgesprochen in unserer Leitungssitzung am 19. Januar, hing ein paar Überraschungssekunden in der Luft. Dann zündete er.

Geplant hatten wir ein sogenanntes „Zwischenkapitel“ im Februar 2021, zur „Halbzeit“ zwischen zwei Generalkapiteln. Dann kam Corona. Im Herbst 2020 wurde klar: Das „Zwischenkapitel“ wird virtuell. Im Januar brach Corona ein in Schwesternkonvente und Einrichtungen in Deutschland und in Peru. Die Energien für acht Tage Zwischenkapitel schmolzen. Das Treffen ganz ausfallen lassen? Der Gedanke wurde verworfen. Es standen wichtige Themen an, die wegen coronabedingter Absagen ohnehin schon verschoben waren. Wir einigten uns aufs Kürzen – und auf ein Mattenkapitel! Alle Schwestern in Peru, Indien und Deutschland wurden zu einer virtuellen internationalen Begegnung für vier Tage eingeladen - mit Blick auf die Zeitverschiebung mit einer täglichen Arbeitszeit von vier Stunden, unter dem Motto „Leben in Fülle.“

Unsere IT-Expert*innen legten blitzschnell los. Die Schwestern wurden samt ihren PC-Daten erfasst. PC’s wurden aufgerüstet, neue gekauft, Schwestern geschult und Schwestern ohne PC in Gruppenräume eingeladen. Unsere EDV-Fachleute schüttelten manchmal den Kopf - und setzten doch alles dran, um die Idee umzusetzen. Auch die schon vorab gewonnenen Moderatoren, Referentinnen und Übersetzer wurden neu informiert, Pläne umgestaltet und Technikfragen geprüft. Sehr spannend war der erste internationale Testlauf am 13. Februar – dreieinhalb Wochen nach dem Startsignal. Und es lief! Holprig zwar, mit Pannen, und einem Chat, der nur so gespickt war mit „Ich sehe nichts!“ „Ich höre nichts!“ „Ich komme nicht rein!“ Mit immenser Geduld wurde jeder Hilferuf beantwortet und Fragen fürs Nacharbeiten notiert. Die beiden Moderatoren schwitzten: mindestens die doppelte Vorbereitungszeit war erforderlich - gemessen an Präsenzveranstaltungen - um die Abläufe gut zu planen.

Dann war es so weit. Vom 19. – 22. Februar trafen wir uns virtuell: etwa 75 Schwestern in drei Kontinenten an ca. 35 zugeschalteten PC’s. Schon die Vorstellungsrunde mit dem „Blick auf die Matten“ (alle „Freiwilligen“ drehten ihren PC mal kurz um die eigene Achse) zeigte die Buntheit und Verschiedenheit. Die Wiedersehensfreude war nicht zu bremsen. Unsere ernsten Themen fanden Raum. Im Setting „Mattenkapitel“ wurden die Inhalte „ohne Hierarchie“ vorgestellt, in Kleingruppen diskutiert, stille Minuten eingelegt, und dann wieder im Plenum gesammelt. Ein Highlight war der Gottesdienst am Sonntag. In Solidarität mit unseren Mitschwestern in Peru und Indien, die monatelang in strenger Quarantäne lebten, wurde ein Präsenzgottesdienst in der Kapelle in unserem Konvent in Lima nach Indien und Deutschland gestreamt – unter aktiver Beteiligung der Schwestern in allen drei Ländern. Da war was zu spüren vom gemeinsamen Boden, der uns trägt, vom Wort Gottes, das uns anspricht, neu erdet und wieder aussendet.

In diesen vier Tagen ist Verbindung gewachsen, ein neues Gespür füreinander, ein Staunen darüber, wie erfinderisch unsere Schwestern Corona-Herausforderungen gestalten. Mit konkreten Ideen für die Zukunft, neu vernetzt und mit viel Lust auf eine Wiederholung verabschiedeten wir uns voneinander. „LEBEN IN FÜLLE“- ja, das war zu spüren!

Autor: Sr. Martina Selmaier2021-03-02

"Wenn es dir gut tut, dann komm!"

(Franz von Assisi)