Erdbebenhilfe für Kroatien

Kurz nach Weihnachten erschütterte ein Erdbeben mehrmals Kroatien. Es war bereits das zweite Mal im Jahr 2020, dass dies geschehen ist. Hilfe ist dringend notwendig.

Seit 2011 betreibt die Kongregation ein Pflegeheim nach modernsten Standards in Cugovec in Kroatien. Die Ortschaft liegt etwa 40 km von der Hauptstadt Zagreb entfernt. 50 Bewohnerinnen und Bewohner leben im Heim, das den Namen „Stepinčev dom“ trägt. Die 23 Mitarbeitenden sind nicht nur um die Pflege der älteren Menschen besorgt, sondern bereichern auch den Alltag mit religiösen und kulturellen Inhalten.
Kurz nach Weihnachten erschütterte mehrmals ein Erdbeben Kroatien. Die Schäden aus dem ersten Beben im März waren noch sichtbar und spürbar. Das Epizentrum des zweiten Bebens lag in der kleinen Stadt Petrinja, 45 Kilometer südöstlich von Zagreb.

Mia Liker ist die Leiterin des Heimes. Wir haben sie zum Erdbeben befragt.

FS: Kurz nach Weihnachten erschütterte ein Erdbeben mehrmals Kroatien. Wie und wo haben Sie das erlebt?
ML: Das Epizentrum lag in der Stadt Petrinja, ca. 70 km entfernt von uns. Dennoch haben auch wir das Beben sehr stark gespürt. Es gab ein unerklärlich lautes Dröhnen, danach bebte und schaukelte es so stark, als wollte sich die Erde öffnen – höchst angsteinflößend war das. Seitdem hat sich ein Gefühl von Beklemmung und Unsicherheit breit gemacht.

FS: Wie geht es den Bewohnerinnen und Bewohnern im Heim? Wie geht es den Mitarbeitenden und ihren Familien?
ML: Ehrlich gesagt, verarbeitet haben wir es alle noch nicht. Die Erde bebt ja ständig weiter. Nachbeben sind normal, sagen die Seismologen, aber sie zehren an den Nerven. Meine Mitarbeiter machen trotz allem ihre Arbeit vorzüglich. Sie stecken ihre eigene Angst einfach weg und sprechen den Bewohnern Mut zu. „Es hat jetzt gerade wieder ein bisschen gewackelt, aber nicht weiter schlimm“ – höre ich sie mitunter unerschrocken sagen. Das zu hören, tut unglaublich gut, denn der Schrecken steckt einem fest in den Gliedern.

FS: Gibt es Schäden auch in Cugovec – am Heim und im Ort?
ML: Dank der hochwertigen Bauweise hat unser Pflegeheim keine materiellen Schäden erlitten.
Was uns allesamt psychisch aufwühlt, ist das Gefühl der Ohnmacht. Niemand auf der Welt kann vorhersagen, wann es wieder beben wird und wie stark.

FS: In Deutschland bekommt man in den Medien kaum Informationen. Die Corona-Pandemie wird auch in Kroatien die Hilfe erschweren. Noch dazu ist Winter. Wie ist die Lage aktuell?
ML: Kroatien ist derzeit das traurigste und ärmste Land in der Europäischen Union. Wir haben die Pandemie, das Erdbeben und vor ein paar Tagen eine schlimme Kältewelle.
Vom Erdbeben direkt betroffen sind 150.000 Menschen und indirekt, in Form von Schock, Angst und Sachschaden über 1 Million Menschen in Zagreb mit Umgebung.
Es ist eine schwere Zeit. Die Menschen im Erdbebengebiet haben ihr Dach über dem Kopf verloren und sind nun auch Regen, Schnee, Eis und Kälte ausgesetzt.
Was uns aber in diesen Tagen zusammenhält, Trost spendet und Hoffnung macht, ist die großartige Solidarität der einfachen Menschen aus ganz Kroatien. Wer kann, geht in das Gebiet um die Städte Petrinja, Sisak und Glina und packt mit an. Das sind beispielsweise Elektriker, Statiker, Architekten, Maurer, Dachdecker oder Köche. Ganz uneigennützig stellen sie ihre Fertigkeiten und Fähigkeiten zur Verfügung.

FS: Wir wollen gerne helfen, doch die Frage ist, wie unsere Hilfe ankommt? Was fehlt den Menschen? Was wird dringend benötigt?
ML: Die Menschen dort brauchen alles, was für ein ganz normales Überleben nötig ist. Angefangen von Wohncontainern, über Heizkörper, Aggregate bis hin zu Lebensmitteln, warmer Kleidung, Hygieneartikeln und natürlich finanzieller Hilfe.
Dieses Gebiet war im Krieg, der in den 1990 Jahren in Kroatien tobte, stark beschädigt. Es ist die Armenküche Kroatiens. Nun ist es innerhalb eines Zeitraums von 30 Jahren Schauplatz einer zweiten Tragödie geworden.
Ich fürchte, der Ausnahmezustand wird noch lange andauern. Am wichtigsten erscheint mir die Erkenntnis: Hilfe wird nicht nur heute benötigt, sondern auch noch in den kommenden Monaten und Jahren. Die Lage ist sehr schwer. Die Menschen haben in diesen sehr langen 30 Sekunden ihr bis dahin geführtes Leben ganz und gar verloren.

Monika Lovric, die uns als Übersetzerin zur Seite steht, ergänzt:
„Man hat anfangs die Menschen davor gewarnt, auf eigene Faust hinzufahren, weil alle helfen wollten und die Gefahr vor herabstürzenden Fassadenstücken und Dachteilen zu groß war. Mittlerweile ist vieles schon weggeräumt und viele, sehr viele arbeiten dort freiwillig im eigenen Beruf. Elektriker, Statiker, Maurer etc. Die Solidarität ist groß. Und es gilt, diese auch aufrechtzuerhalten...“

Die Bilder, die uns aus Kroatien erreichen, brauchen keine Worte. Uns Franziskusschwestern macht es betroffen, dass in den Medien in Deutschland nichts von der Situation der Menschen berichtet wird, die doch nur 650 km Luftlinie von uns entfernt leben. Vor allem die Angst, die Schlaflosigkeit und die Kälte schwächt die Menschen. Frau Lovric schreibt: „Ich kann aus eigener Erfahrung sagen: Auch wenn das eigene Heim noch bewohnbar ist, man sicher darin ist, aber sich unsicher fühlt, dann ist einem ein Container viel lieber.“ Menschen aus dem Erbebengebiet sagen nach Bezug solcher Wohncontainer oder mobilen Häuser: „Endlich schlafen wir.“ – „Und das ist wirklich viel. Schlafen können. Man nimmt es als selbstverständlich an. Aber es ist ein hohes Gut. So wichtig wie Nahrung und Wärme!“, fügt Monika Lovric dazu.

Wenn Sie sich gerne an unserer Hilfsaktion beteiligen wollen, freuen wir uns mit den Menschen in Kroatien. Willkommen sind Geldspenden, mit denen wir vor allem Stromaggregate und Heizöfen anschaffen. Wir haben vor Ort zuverlässige Menschen, die sich darum kümmern, dass die Hilfe auch wirklich ankommt.

Bankverbindung:
Franziskusschwestern von Vierzehnheiligen
IBAN: DE87 7509 0300 0009 0085 00
BIC: GENODEF1M05 Liga Bamberg
Kennwort: Erdbebenhilfe in Kroatien

(Wenn Sie ihre Adresse bei der Überweisung angeben, können wir Ihnen eine Spendenquittung ausstellen. Danke!)

Autor: Sr. Katharina2021-01-22

"Wenn es dir gut tut, dann komm!"

(Franz von Assisi)