Auferstehung – ohne Worte

Heute war ich auf der Suche nach Zweigen für einen Osterkranz für unsere Tür. Es hat gutgetan, in der so üppig sprießenden Natur unterwegs zu sein. Überall brechen mit aller Kraft Knospen auf, entfalten sich lindgrüne Blätter und die Bäume und Hecken bringen neue Triebe hervor.

Wie schön erzählt doch die Natur hier in Mitteleuropa das Geheimnis von Ostern mit Kraft, Vielfalt, Farbe und ganz ohne Worte. Was leblos wirkte, hat im Stillen Energie gesammelt, die nur auf wärmere Tage gewartet hat, um regelrecht zu „explodieren“. Und doch geht alles schadlos und lautlos vor sich. Zumindest für unsere Ohren ist dieses Erwachen ein stiller Vorgang.

Ich frage mich, ob die Auferstehung auch so still ist. In mittelalterlichen Gemälden sprengt der Auferstandene die Grabplatte. Das geht nicht wirklich leise. Und doch schlafen die Wächter.

Vielleicht ist das Geräusch der Auferstehung nur für aufgeweckte Ohren hörbar. Und vielleicht müssen wir Unerweckte einfach mehr mit den Augen hören.

Die Natur jedenfalls spricht ohne Worte tausendfältig davon, was Auferstehung in unserem Leben sein kann: Ein gutes Wort nach langem Schweigen. In seelischen Dunkelheiten einem Lächeln begegnen. Ein Gänseblümchen, dass zwischen den Steinen hervorblüht. Ein Lied, das an einem trostlosen Tag in meinem Ohr klingt. Das Wiederaufstehen-können nach langer Krankheit. Ein Ort mit freundlichen Menschen nach einem langen Weg der Angst und Flucht.

Das ist auch verstehbar, wenn wir nicht die gleiche Sprache sprechen - Auferstehung ohne Worte.

Die Natur zeigt uns, wie das geht.

 

Sr. Katharina Horn

"Wenn es dir gut tut, dann komm!"

(Franz von Assisi)